London Road - Geheime Leidenschaft by Samantha Young

London Road - Geheime Leidenschaft by Samantha Young

Autor:Samantha Young [Young, Samantha]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
Amazon: B00CD27DV2
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2013-05-28T22:00:00+00:00


Kapitel 16

Es kam mir fast unwirklich vor, als Cam seine Finger mit meinen verschränkte und sie an seine Lippen hob. Die sanfte Berührung war wie eine Begrüßung, und ich reagierte am ganzen Körper mit Gänsehaut. Während wir die Stufen zu meiner Wohnung hochstiegen, schaute ich ihn in ungläubigem Staunen an. Der Beton war wie Marshmallow-Wolken unter meinen Füßen. Wie konnte es sein, dass eine simple Geste wie Händchenhalten solche mädchenhaften Verliebtheitsgefühle in mir auslöste? Einen Moment lang vergaß ich vor lauter Glück ganz, wohin wir gingen.

Zu Mum.

Sie saß im Wohnzimmer und sah fern, als Cam und ich die Wohnung betraten. Sobald wir im Flur standen und ich das gedämpfte Stimmengemurmel des Fernsehers hörte, versteifte ich mich, weil Cam gleich meiner Mutter gegenübertreten würde – zum ersten Mal, seit er Cole in jener Nacht, als ich bei Malcolm gewesen war, beigestanden hatte.

Jippie.

Cam deutete meine Körpersprache richtig. Beruhigend legte er mir eine Hand auf den Rücken und schob mich vor sich her ins Wohnzimmer.

Meine Mutter hing schlaff im Sessel. Sie trug ihren alten Bademantel, die schütteren Haare waren nass. Ich wunderte mich, dass sie freiwillig geduscht hatte. Sie hielt einen dampfenden Becher in der Hand, und als sie ihn an den Mund hob, zitterte er. Sie beobachtete uns, wie wir langsam in den Raum gingen.

»Mum.« Mehr als das und ein Nicken bekam sie von mir nicht. Cam ließ seine Hand zu meiner Hüfte wandern und zog mich an sich.

Daran, wie sich die Augen meiner Mutter weiteten, erkannte ich, dass ihr diese Geste nicht entgangen war. »Du warst schon mal hier, oder?«, fragte sie leise und mit leichter Neugier in der Stimme, jedoch nicht vorwurfsvoll, wie ich befürchtet hatte. Cams Anwesenheit in jener schrecklichen Nacht schien sie vergessen zu haben.

»Cameron MacCabe«, grüßte Cam sie knapp und drückte mich.

Sie murmelte etwas, dann richtete sie den Blick ihrer blutunterlaufenen Augen auf mich. »War keiner hier heute Morgen.«

Ich schmiegte mich enger an Cams Seite. Meine Hand krallte sich hinten an seinem T-Shirt fest, als wäre ich ein kleines Kind. Ich nickte. »Cole hat bei Jamie übernachtet.«

»Ich bin gestürzt.« Sie schob die Lippe vor. »Ich bin gestürzt. Mein Rücken bringt mich um, und keiner war da. Wenn du dich schon in der Gegend rumtreibst, sollte wenigstens die kleine Kröte hier sein, um mir zu helfen.«

Ihre beleidigende Äußerung über meinen Bruder wirkte auf mich, als hätte mir jemand eine Eisenstange ins Rückgrat gerammt. Ich richtete mich kerzengerade auf und machte mich von Cam los. Voller Verachtung sah ich sie an, während ich versuchte, den Schmerz in meinem Herzen zu verdrängen – der Schmerz, der immer von neuem aufflammte, sobald sie etwas Selbstsüchtiges und Gefühlloses sagte oder tat, etwas, das so meilenweit von elterlicher Sorge entfernt war wie diese Bemerkung. »Hat der Gin dir nicht beim Aufstehen geholfen, Mum? Komisch, wo er doch sonst dein bester Freund ist.«

Ihre großporigen Wangen waren übersät mit geplatzten Äderchen, und das bisschen Farbe, das ihre Haut noch hatte, wich ihr aus dem Gesicht. »Werd bloß nicht vorlaut, nur weil er da ist.«

Ich atmete tief durch.



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